Sonntag, 13. März 2022

Mit Sternaux unterwegs im Potsdam nach der Kaiserzeit und in den Erinnerungen an vorher

 

Vorab - das Buch muss in den zeitlichen Kontext der Erstauflage gesetzt werden
Es handelt sich um eine Neuauflage des Buches von 1924. Das sollte man sich beim Lesen vergegenwärtigen, denn es wurde geschrieben in einer Zeit des Aufbruchs nach dem ersten Weltkrieg in der viele der Kaiserzeit nachtrauerten und andere die Kaiserzeit verdammten. Die Hyperinflation wurde 1924 abgewendet und es ging langsam wirtschaftlich aufwärts.


 

Inhalt
Ludwig Sternaux nimmt den Leser auf Spaziergängen, wohl zwischen Ende des ersten Weltkriegs im November 2018 und Erscheinen des Buchs 1924, mit nach Potsdam in die Gärten und Parks, Schlösser und weitere Gebäude.

Dabei erzählt er aus der eigenen Erinnerung vom Potsdam der Vorkriegszeit, also der Kaiserzeit und vor allem gibt er historische Rückblicke auf das Entstehen, den Aufbau Potsdams mit seinen geschichtsträchtigen Gebäuden und ind die Familiengeschichte bzw zu den Vorfahren des letzten deutschen Kaisers, Kaiser Wilhelm II.

"Potsdam erfasst und begreift nur der, der es in allen Stadien seiner Entwicklung verfolgt und nicht engherzig das eine gegen das andere ausspielt." (S. 114)

Sterneuxs Sprache ist die der damaligen Zeit und für heutige Generationen ungewohnt leise und wohlklingend.

Auf seinen Spaziergängen nimmt Sternaux den Leser mit zu wohlbekannten Orten Potsdams: Stadtschloss, Sanssouci, Pfaueninsel, Charlottenhof und Babelsberg sind nur einige von ihnen.

Dabei bedauert er den Verfall und die Schäden durch den Krieg, ist aber auch fasziniert von der Möglichkeit nun Gebäude und Parks anzuschauen die früher dem gemeinen Volke nicht zugänglich waren.

Mein Eindruck

Letztlich ist dies Buch eine faszinierende Zeitreise. Und das im doppelten und dreifachen Sinne. Man reist in die Zeit der Spaziergänge und dann weiter zurück in die Kaiserzeit vor dem ersten Weltkrieg und noch weiter zurück zu den Anfängen von Potsdamp.

Oft fiel es mir schwer, die Gebäude und Parks zuzuordnen in die heutige Geografie. Da hätte ich mich gefreut über einen Lageplan, vielleicht auch vergleichende Landkarten: Anfänge / ca 1900 / 1924 / heute.

Genauso wird es sicher schwer fallen, Sternauxs Potsdam im heutigen Potsdam bei Spaziergängen wieder zu entdecken, denn dazwischen gab es viele weitere Veränderungen durch den 2. Weltkrieg und die Zeit der DDR.

Wissend, dass die Fotos im Buch denen der Erstausgabe entsprechen, hätte ich mir doch auch hier vergleichende, weitere Fotos gewünscht.

Aber ich weiß, es ist ein Nachdruck und da wären sowohl Landkarten als auch weitere Fotos fehl am Platz, außer in einem ausführlicheren Anhang.

Dennoch hat das Buch mich absolut fasziniert, ich habe es teils wie im Rausch verschlungen. Und ich habe damit auch noch mal einen anderen Blick auf meine eigene Heimatstadt Kassel und seine Geschichte bekommen, die ja mit den Königen und Kaisern ebenfalls eng verbunden ist. Kaiser Wilhelm II weilte ja gern in Kassel.

Autor
Ludwig Sternaux (1885-1938) - Bei der Erstauflage 1924 war Sternaux um die 40 Jahre alt. Er war Schriftsteller, Theaterkritiker und Journalist und absolut fasziniert von Potsdam.
Fotos von Max Baurs (1898-1988)
Nachwort von Klaus Bellin

Herausgeber ‏ : ‎ Die Mark Brandenburg Verlag für Regional- und Zeitgeschichte
Sprache ‏ : ‎ Deutsch
Broschiert ‏ : ‎ 232 Seiten
ISBN-10 ‏ : ‎ 3948052018
ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3948052010

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