Montag, 26. Dezember 2016

Bezaubernd verliebt (Martina Gercke)

Der InhaltSara geht es gut!
Sara hat einen Freund, der der Richtige ist für Hochzeit und Familie. Einziges Manko derzeit: getrennte Wohnungen und ihr Freund scheint sich nicht binden zu wollen, auch wenn er sie doch liebt und unendlich eifersüchtig ist.
Sara hat ihren Traumberuf - wenn man von ihrer direkten Vorgesetzten absieht, die ihr doch ab und an Steine in den Weg legt.
Sara hat eine etwas verrückte Mutter und einen geduldigen Vater sowie eine Schwester.
Und Sara hat Freundinnen mit denen sie immer wieder mal unterwegs ist.
Eigentlich geht es ihr gut ...

Doch eines Morgens wacht sie nach einem Mädelsabend zuhause auf und ein fremder Mann steht in ihrer Wohnung. Jim wird zu ihrem neuen Mitbewohner. Ab diese Moment scheinen einige ihrer Wünsche in Erfüllung zu gehen. Aber auch das Chaos beginnt zu regieren. Ihr Freund reagiert eifersüchtig, Jim irgendwie komisch, die Freundinnen lechzen nach Jim, im Beruf ergeben sich Neuigkeiten, ...
Irgendwann verschwindet Jim ebenso plötzlich wie er aufgetaucht ist und Sara wird klar, dass sie einiges ändern muss.

Wird sie ihn wieder finden und er ihr weiter alle Wünsche von den Augen ablesen?

Das Cover
... vermittelt worum es geht: ein Paar, das sich verliebt gegenüber steht ... und ein wenig Zauber ist auch dabei, wenn man genau hin schaut ...

Mein Eindruck
Ein Buch für Sofanachmittage bei Kerzenschein und Glühwein oder für Strandnachmittage mit Sangria und frischem Obst (und ja: auch für alkoholfreie Nachmittage geeignet!).
Man taucht ab, lacht, weint und schmunzelt. Man schüttelt mit dem Kopf und freut sich, man ärgert sich und wundert sich ...

Die Autorin

Martina Gercke lebt mit ihrer Familie in ihrer Lieblingsstadt Hamburg. Nachdem sie einmal (wenn auch spät) angefangen hatte zu schreiben, wurde es schnell zur großen Leidenschaft. Ihre Bücher sollen wie ein guter Kinofilm vor den Augen des Lesers ablaufen - und haben dabei eigentlich immer ein Happy End.
  • Taschenbuch: 295 Seiten 9,95 €
  • E-Book 2,99 €
  • Verlag: Independently published (15. Dezember 2016)
  • Sprache: Deutsch
  • ISBN-10: 152012810X
  • ISBN-13: 978-1520128108

Samstag, 10. Dezember 2016

Geigen der Hoffnung - über die Kraft der Musik im KZ und heute

Der Inhalt
Christa Roth und Titus Müller teilen sich inhaltlich auf, jeweils abwechselnd:
Sie berichtet nach Begegnungen und Gesprächen mit Amnon Weinstein von dessen Leben, Familiengeschichte und Lebenswerk in knapper Form.
Er erzählt ausgeschmückt und in Romanform von 2 jüdischen Brüdern im KZ Dachau.
Was beide Erzählstränge verbindet? - Amnon Weinstein ist Geigenbauer in TelAviv und restauriert Geigen, die Juden gehörten und nach der Restaurierung in Konzerten gespielt an ihre Besitzer und die Qualen des Holocaust erinnern - während die Brüder Stani und Marek das KZ erleben und die Musik, das Geigespielen, für sie zum Überleben beiträgt.

Die Berichte von Christa Roth sind interessant. Sie bringen Amnon Weinstein und sein Lebenswerk dem Leser näher. Er und seine Frau haben im Holocaust viele Familienmitglieder und Freunde verloren. Sein Vater, ebenfalls Geigenbaur, kaufte dann später in Israel "deutsche Geigen" auf, die niemand haben wollte. Aber er und auch Amnon konnten diese Geigen und deren Geschichte zunächst nicht in ihr Leben lassen. Als Amnon dann die Geschichte dieser besonderen Geigen als Aussage für die Gegenwart und Zukunft entdeckt und für sich selbst zulassen kann, beginnt er mit der Restauration - und noch mehr: er entwickelt die Idee, diese Geigen wieder spielen zu lassen in dem Bewußtsein, dass ihr Lied nie verklingen darf als Mahnung und als Hoffnung.
Inzwischen gab es schon einige Konzerte weltweit mit den Violins of Hope. Dabei legt Amnon Wert darauf, dass die Aussage im Mittelpunkt steht und keine kommerziellen Zwecke.

Die Erzählung über die Brüder Stani und Marek Krol nimmt den Holocaust direkt in den Blick. Aus dem Ghetto werden sie ins KZ Dachau gebracht. Hautnah werden dem Leser teilweise unfassbare Gräuel der SS erzählt. Doch Marek hat Glück: nachdem er den Hass, die "spezielle" Aufmerksamkeit eines SS Offiziers auf sich gezogen hat und bei den Arbeitseinsätzen zusätzlich geschunden wird, kommt er durch glückliche Fügung als Geiger ins Lagerorchester. Ohne die schwere körperliche Arbeit steigt seine Chance zu überleben und er kann sogar seinen Bruder Stani an den zusätzlichen Rationen teilhaben lassen.
Man spürt aber in der Erzählung auch Mareks Zerrissenheit, weil er es besser als die anderen hat und weil das Orchester auf Geheiß der SS den grausamen Alltag im KZ mit fröhlicher Musik begleiten muss.
Kurz vor der Befreiung des KZ Dachau spitzt sich die Lage für die Brüder zu als eine Fleckfieberepidemie ausbricht und Marek erneut den Zorn des SS Offiziers auf sich lenkt.

Mein Eindruck
Das Leben und Lebenswerk von Amnon Weinstein auf der einen Seite und das (Über)Leben der Brüder Krol im KZ auf der anderen Seite. So gegensätzlich die Erzählart, so gegensätzlich auch der Inhalt und doch ist alles miteinander verwoben durch die Geschichte der Geigen.

Ich habe schon einige Bücher über die NS Zeit gelesen, einige über Erlebnisse im KZ, andere über Erlebnisse im Widerstand, etc. Aber dies Buch ist etwas ganz Besonderes, weil es die Vergangenheit mit der Gegenwart verbindet und die Wirkung in die Zukunft trägt.


Das Buch und sein Inhalt werden noch lange in mir nachklingen. Und es gibt einige Zitate, die mich besonders berührt haben:
S. 17 Wie immer, wenn ich aus Amnons Welt trete, muss ich das Gehörte erst gänzlich verarbeiten, bevor ich mich auf Neues einlassen kann. (Christa Roth) -> so geht es mir auch beim Lesen immer wieder!
S. 22 Es gilt, mumifizierte Gedanken aufzulösen, die Vergangenheit für die Dauer unserer Gespräche Gegenwart werden zu lassen. (Christa Roth)
S. 64 Mit fast 60 Jahren hat ihn seine Lebensaufgabe gefunden. (Christa Roth über Amnon Weinstein)
S. 68 Es sind die Musiker, die anders auf ihnen spielen, sobald sie die Geschichte hinter den Instrumenten kennen. Dadurch ergibt sich der besondere Klang, weil die Musiker 1000% geben, nicht 100! (Amnon Weinstein)
S. 70 "Am Ende", meint Amnon, "ist die Frage allerdings nicht, was wir mit dem Projekt machen, sondern was es mit uns macht."
S. 101 Die Musik erinnerte ihn an etwas. Sie erinnerte ihn an ihn selbst, zu einer Zeit, als er stark gewesen war. (Marek beim Konzert, das er im KZ hört über die Wirkung auf ihn)
S.124 Jede Violine erinnert an einen anderen Menschen, und wir dürfen ihr Vermächtnis nicht gering schätzen - egal in welchem Zustand sie ist oder von welcher Verarbeitung." (Amnon über den Wert der Geigen)
S. 189 Jeder war ein kleines Rad im Getriebe, nicht mehr, sie waren Ausführende einer höheren Gewalt und fühlten sich nicht verantwortlich. So hatte die SS die Strafen und sogar die Hinrichtung zu einer dienstlichen Routine bagatellisiert, ... (Marek in seinen Gedanken zur "Bürokratie des Todes", die die SS im KZ ausübte)

Das Cover/Die Aufmachung

Ich bin beeindruckt - die Geige auf dem Cover schimmer rötlich und das erinnert mich spontan an "das Blut das an ihr klebt" im übertragenen Sinne.
Das gefällt mir sehr gut!
Der Judenstern bringt die Verbindung zum jüdischen Leben, die Gleise die Verbindung zum KZ (wenn man weiß wovon das Buch handelt).
Was mir ein wenig fehlt ist ein Symbol für die Hoffnung.
Insgesamt dennoch ein gelungenes Cover! Und eine hochwertige Aufmachung mit Schutzcover um das Hardcover.

Die Autoren

Titus Müller, 1977 geboren, studierte Literatur, Geschichtswissenschaft und Publizistik in Berlin.
Christa Roth, freie Journalistin, Tel Aviv/Berlin/Stuttgart

  • Preis 17,99 € (E Book 13,99 €)
  • Gebundene Ausgabe: 208 Seiten
  • Verlag: adeo (11. Oktober 2016)
  • Sprache: Deutsch
  • ISBN-10: 3863341171
  • ISBN-13: 978-3863341176