Samstag, 9. April 2022

Jüdische Lebens- und Leidensgeschichte gespickt mit viel historischem Wissen

 

Versteckt vor aller Augen - Pieter van Os

  •  Herausgeber   Europa Verlag; 1. Edition (3. Februar 2022) 
  •  Sprache    Deutsch        
  •  Gebundene Ausgabe   440 Seiten 
  •  ISBN-10   3958904289       
  •  ISBN-13   978-3958904286 



 

Autor

Pieter van Os (geb. 1971) ist ein niederländischer Autor und Journalist.
 Dies Buch wurde in der Originalausgabe  im Jahr 2020 mit dem Brusse-Preis für das beste journalistische Buch in niederländischer Sprache sowie den Libris-Geschiedenis-Preis ausgezeichnet. 

Inhalt

Erzählt wird die (Über)Lebens- und Leidensgeschichte der Jüdin Mala Kiezel (unterschiedl. Schreibweisen) im Polen der Nazizeit aus ihren Erinnerungen und verknüpft mit viel historischem Wissen und Zusammenhängen aus der Zeit. Mala ist die einzige Überlebende ihrer Familie, weil sie aufgrund von Zufällen geschickt untertauchen konnte indem sie vor aller Augen als katholische Polin lebte. Das gelang ihr, weil sie zum einen "arisches" Aussehen hatte und zum anderen in der Schule gutes Polnisch und auch katholische Religion gelernt hatte. Gerade die polnische Sprache mit Akzent war oft ein Anhaltspunkt für die Denunzierung als Jude.

Mein Eindruck

Das Buch ist definitiv keine leichte Kost! Gerade momentan in der Zeit des Ukrainekriegs ist der Inhalt sehr dicht am realen Geschehen und lässt bspw. Orte und Landstriche, die damals zu Polen gehörten aber jetzt in der Ukraine liegen ganz anders vor dem inneren Auge wirken.

Dem Autor ist es gelungen mich von der ersten bis zur letzten Seite zu fesseln mit seiner Erzählweise. Man spürt, dass ihm das Buch und Malas Geschichte sehr am Herzen liegt. Er hat in der heutigen Zeit vor Ort recherchiert um selbst möglichst tief in die Erfahrenswelt Malas einzutauchen.

Für mich war es nicht das erste Buch über den Holocaust und Überlebende bzw. Helfer, aber es war das erste Buch, das hauptsächlich im damaligen Gebiet Polens spielt. Deshalb hat es mir viele neue Denkansätze gebracht.

Aus meiner Sicht ein Buch, das ähnlich wie Anne Franks Tagebuch in den Schulen gelesen werden sollte.

Zu meiner Sternebewertung: eigentlich sind es nicht 4 sondern 5, aber eigentlich auch nicht 5 Sterne! Es steht für mich dazwischen. Letztlich habe ich mich für 4 Sterne entschieden, weil die Erwartungshaltung "pure Lebensgeschichte" nicht erfüllt wurde sondern mich unerwartet die volle Last der allgemeinen historischen Darstellung getroffen hat (was eigentlich auch wieder positiv ist!). Aber die Erwartung war eben aufgrund des Klappentextes eine andere.

 

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