Mittwoch, 25. April 2018

Ein Held dunkler Zeit (C. Hardinghaus) - über die Kraft der Liebe und den Wahnsinn des Krieges

Ein Held dunkler Zeit (C. Hardinghaus) - über die Kraft der Liebe und den Wahnsinn des Krieges


Inhalt
Es gibt quasi ein Buch im Buch:
Friedrich Tönnies, die rechte Hand des Frontarztes Wilhelm Möckel, erzählt im hohen Alter seiner Pflegerin die besondere Geschichte Möckels, damit diese sie niederschreiben kann.
Friedrich erzählt dabei ausführlich aus eigener Sicht die gemeinsamen Kriegserlebnisse und aus Erzählungen Möckels die Erzählungen vor Kriegsbeginn und von dessen Familie an der "Heimatfront".

Im Kern geht es darum, dass Möckel sich freiwillig als Frontarzt verpflichtet hat um seiner halbjüdischen Frau und den gemeinsamen Kindern über eine Ausnahmeregelung der Nazis "deutsches Blut" zusprechen zu lassen. Dazu muss er durch Heldentaten die Auszeichnung des Eisernen Kreuzes I. Klasse erreichen.

Seine Frau Annemarie wusste bis zu ihrer Beziehung mit Wilhelm nicht, dass sie Halbjüdin ist und erlebt die zunehmenden Ausgrenzungen und Schikanen als sehr bedrohlich.

Im Epilog erzählt Friedrich dann von seinem ersten persönlichen Treffen mit Annemarie. Und zum Schluß verabschiedet er sich von den Lesern seines Buches (im Buch)...

Im Nachwort gibt es dann vom Autor einige Informationen wie es mit der "wahren Familie Möckel und dem echten Friedrich Tönnies" weiterging nach dem Krieg.

Wirkung und Aussage
Das Buch liest sich sprachlich gut. Es werden zwar auch militärische Fachbegriffe aus der Zeit verwendet, aber gut erklärt. Die Szenarien und Landschaften sind bildhaft dargestellt.
Man sollte sich zum Lesen Zeit nehmen und das Gelesene auf sich wirken lassen. Ausschnitte oder auch das ganze Buch könnten eine gute Ergänzung für den Geschichtsunterricht sein. Hier wird die NS-Zeit lebendig und nachvollziehbar, spürbar.
Das liegt auch daran, dass das Buch auf einer wahren Familiengeschichte und vielen Briefen und Fotos aus dem Privatbesitz dieser Familie beruht.

Für mich waren viele Szenen eine Herausforderung. Das liegt an meiner persönlichen Familiensituation: ein Opa fiel im Krieg in Frankreich, der andere Opa geriet im Osten in Gefangenschaft. Auch Geschwister aller 4 Großeltern waren im Krieg und fielen, wurden verletzt oder kamen in Gefangenschaft. In vielen der Szenen hatte ich die teilweise nie kennen gelernten Männer unserer Familie vor Augenund fragte mich ob sie ähnliches durchgemacht haben.

Obwohl ich schon viele , auch biografisch aufgearbeitete, Bücher über die NS-Zeit gelesen habe, war dies Buch etwas Besonderes. Ich bin dankbar, dass ich es in der Leserunde bei Lovelybooks lesen durfte und dort ein reger Austausch zu dem Buch stattfand an dem auch der Autor sich als toller Schreibpartner erwies. 

Cover und Ausstattung

Hardcover mit illustriertem Schutzeinband, darunter ein einfacher beider Einband.
Das Coverbild zeigt ein Paar am Bahnhof. Er in Uniform und sie mit einem roten Hut. Eng umschlungen impliziert das Bild eine Abschieds-Szene.

Ich hätte mir einige Fotos als Ergänzung im Buch gewünscht. Und vielleicht auch eine Übersichtskarte um die Orte der Kämpfe einordnen zu können.

Autor
Christian Hardinghaus, Jahrgang 1978, studierte  Geschichte, Medien und Literaturwissenschaft und promovierte im Bereich Propagandaforschung an der Universität Osnabrück.
Neben einem Abschluß für das gymnasiale Lehramt hat er auch eine Ausbildung zum Fachjournalisten in Berlin absolviert. Hardinghaus schreibt seit 15 Jahren als freier Journalist, Autor und Lektor.
  • Gebundene Ausgabe: 368 Seiten 19,90 Euro
  • E-Book 13,99 Euro
  • Verlag: Europa Verlag; Auflage: 1 (2. März 2018)
  • Sprache: Deutsch
  • ISBN-10: 3958901190
  • ISBN-13: 978-3958901193
Als Ergänzung empfiehlt sich das Buch "Wofür es lohnte, das Leben zu wagen: Briefe, Fotos und Dokumente eines Truppenarztes von der Ostfront 1941/42" ISBN-13: 978-3958901209 für 29,90 Euro
Auf den Dokumenten aus diesem Buch basiert das oben rezensierte Buch in Romanform.

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