Freitag, 17. Juni 2016

Flucht aus Buchenwald (Grigori Sintschenko)

CoverDas Buch habe ich als Mobi-Datei auf dem Kindle gelesen. Von daher kann ich zur Aufmachung und dem Cover wenig sagen.
Das Cover-Motiv zeigt den Grenzzaun eines Lagers/Arbeitslagers.

Inhalt
Grigori, genannt Grischa, erzählt zunächst von seiner Kindheit und Jugend in der Kolchose. Er ist intelligent, kann aber nicht weiter zur Schule gehen. Nach der Schule muss er als Teenager in die Stadt Charkow als "Lehrjunge" zur betrieblichen Ausbildung. Es ist die Zeit des Wandels vom Sozialismus zum Kommunismus in der Sowjetunion.
Sein Lehrherr, den er Onkel Tim nennt, erzählt nach näherem Kennenlernen von seinem eigenen Leben und bestärkt Grischa darin, niemals aufzugeben. Die Arbeiter werden ausgebeutet und die Wirtschaftspläne fordern Tribute an die Qualität, was wiederum auf dem Rücken der Arbeiter ausgelassen wird.

Als der zweite Weltkrieg ausbricht, muss Grischa an die Front. Er flieht von dort, wo sie Gräben ausheben müssen. Die Deutschen behaupten mit dem Einmarsch, dass sie als Befreier kommen, aber sie bringen Not und Elend.
Grischa muss mit weiteren Jugendlichen als Zwangsarbeiter nach Deutschland.
Er hat im Lager prophetische Träume durch die er bestärkt wird, dass er überleben wird. Auch seine Freundin, mit der er etwas Zeit verbringt im Lager, hat Zukunftsbestimmende Träume. Deshalb flieht Grischa dann aus dem Lagergefängnis.

Seine Qualen haben aber noch lange kein Ende, denn er wird in Dresden im Gefängnis fest gesetzt. Dort werden die Gefangenen unglaublichen Torturen ausgesetzt. Grischa glaubt an seinen Traum - und überlebt das Gefängnis und anschließend auch Monate in Buchenwald.
Immer wieder gibt es Menschen, Begegnungen und Ereignisse, die ihm gut zuspielen. Während der Zeit nach seiner Flucht aus Buchenwald wird ihm gewiß, dass Gott ihn gelenkt hat und er beginnt an Gott zu glauben.

Zum Kriegsende hin wird er in einer christlichen deutschen Familie aufgenommen. Wieder fügt sich einiges zum Guten für Grischa.
Nach Kriegsende wird sein Heimweh aber so übermächtig, dass er als Rückkehrer in seine Heimat zurück geht und dort zum wehrdienst verpflichtet wird.

Als schlauer Kopf, der vieles gehört und gesehen, erlebt und überlebt hat, fällt er den Machthabern auf und gerät erneut in Schwierigkeiten, weil er zu viel darüber redet. Und auch sein Christsein fällt auf und bringt ihn in Schwierigkeiten. Dennoch hält er am Glauben fest und vertieft ihn, lässt sich auch taufen. Er geht in Gottesdienste und zu Jugendtreffen.

Nach der Entlassung aus dem Wehrdienst kehrt er in sein Heimatdorf zurück. Aufgrund der Armut geht er aber dann in die nächste Stadt und lernt dort in der Gemeinde seine Frau kennen. Mit ihr gründet er eine Familie und lebt weiterhin den Glauben offen aus.
Das bringt ihn erneut ins Gefängnis, denn Religionsausübung wird in der UdSSR verfolgt. Er bleibt aber stark in seinem Glauben.

Fazit
Das Buch hat mir gezeigt wie wenig wir "im Westen" in der Schule über Russland/UdSSR/Sowjetunion gelernt haben. Die vielen russischen Begriffe machten das Lesen am Anfang teilweise schwierig.
Gerade das macht für mcih aber auch den Reiz des Buches aus: über die Judenverfolgung habe ich schon einiges gelesen, auch über die Verfolgung politischer Gegner und Behinderter. Aber die russischen und polnischen Zwangsarbeiter waren für mich bisher sowas wie ein "blinder Fleck".
Und gerade die Entwicklung in Russland nach dem 2. Weltkrieg habe ich nahezu überhaupt nicht verfolgt und dazu so gut wie kein Wissen.
Insofern ein Buch, das mich persönlich weiter gebracht hat.

Sprachgefühl und RechtschreibungLeider ist das Buch aus meiner Sicht schlecht übersetzt worden. Insbesondere im letzten Teil gibt es vermehrt Rechtschreibfehler (wobei ich nicht weiß ob das ggf bei der Printversion besser ist).
Irgendwie habe ich den Eindruck, dass der Inhalt besser hätte aufgearbeitet werden können. Es wirkt teilweise so als ob Grischa das alles in kurzer Zeit aufgeschrieben hat, um seiner Familie etwas zu hinterlassen. Oder als ob es aus seinen Erzählungen später nachgeschrieben wurde.
Irgendwie sind einige Stellen einfach nicht "rund" für mich. Teilweise weiß man nicht in welcher Zeit man gerade ist, wer gerade etwas erzählt (da er auch Erzählungen anderer an ihn eingebaut hat), wo man gerade ist.
Deshalb auch Punktabzug von mir.

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