Viele kennen das Tagebuch der Anne Frank und sind stark berührt davon, so ging es mir auch.
Evas
Geschichte beginnt ähnlich und ist, dem Zufall sei es gedankt, an 2
Punkten direkt mit der Geschichte von Anne Frank und ihrer Familie
verbunden: sie wohnen in Amsterdam unweit voneinander und kennen sich
sogar UND Annes Vater trifft nach dem Krieg auf Eva und ihre Mutter und
letztlich heiraten die beiden verwitweten Elternteile und Anne wird
posthum Evas Stiefschwester.
Der größte Unterschied: Eva überlebt
den Holocaust und erzählt in ihrer Geschichte von genau diesen Qualen,
Erlebnissen und Gefahren, die auch Anne Frank erleben musste aber nicht
überlebte. Damit knüpft sie in großen Teilen quasi an Anne Franks
Tagebuch an.
Die Erzählung in Ich-Form nimmt mich tief hinein in
die Geschehnisse und die Gefühlswelt von Eva. Anschaulich wird
geschildert was passierte, was sie dachte, wer half und wer enttäuschte.
Zusammenhänge auch zu (Allgemein)Wissen aus der Schule und sonstigen Quellen werden für mich hergestellt und vertieft.
Toll
in dem Zusammenhang die Einwürfe zu den politischen aktuellen
Geschehnissen ... und deren Auswirkungen auf den aktuellen Alltag.
Doch an den Anfang:
Eva
und ihre Familie fliehen vor dem Zugriffen der Deutschen nach Holland
und Amsterdam. Sie verstecken sich bei Familien, die es gut mit ihnen
meinen. Zumindest glauben sie das, denn darunter gibt es auch welche,
die sowohl Geld von den Juden für den Unterschlupf als auch von den
Deutschen für den Verrat der Juden kassieren.
Eva, ihr Bruder und
ihre Eltern werden deportiert. Detailliert erzählt sie von der
Deportation, der Ankunft im KZ und dem Leben dort.
Oft hat es mir die
Tränen in die Augen getrieben. Oft hat es mich geschüttelt vor Ekel.
Und oft bekam ich Gänsehaut über die damaligen Verhältnisse.
Ich habe
schon einige Filme zu der Zeit gesehen, einige Bücher gelesen, einige
Bilder gesehen... aber diese Schilderungen, detailliert und bildhaft ...
erschütternd!
Und dann immer wieder die kleinen Glücksmomente,
die zum Durchhalten animieren, die Kraft schenken... der Zufall den
Vater zu sehen, der Zufall mit Mutters Cousine, die Möglichkeiten in
"Kanada" etc.
Ich hatte Freudentränen in den Augen als Eva ihren
Vater erneut wieder traf und er für sie und die Mutter durch die
Küchen"fee" etwas tun konnte. Bedrückend, dass er dann plötzlich nicht
mehr auftaucht, das lässt schon das schlimmste vermuten.
Und dann auch noch die Mutter "aussortiert" ... schlimm für Eva nun ganz allein zurecht zu kommen.
Erleichterung, Schrecken, Angst, Glück... alles so dicht beieinander.
Schön, dass Eva die Mutter wieder findet und gemeinsam mit ihr befreit wird.
Erschreckend
die Erzählungen wie dicht die Lebensmittel verbunkert waren und die
Häftlinge hungern mussten. Nachvollziehbar die Freude und die Erholung
durch die Wärme, Lebensmittel, Kleidung...
Dann nach der Befreiung aus dem KZ:
Wahnsinn... die Reise weiter in den Osten und das bei ähnlichen Bedingungen wie zuvor auf dem Weg ins KZ.
Dann der Moment in dem Eva die mutter erneut verliert.
Und dann der wunderbare Moment des Wiedersehens mit der Mutter...
Wunderbar (und eigentlich immer wieder wie in einem Drehbuch, so "perfekt") die Zufälle mit dem Wiedersehen von Annes Vater.
Sehr
einfühlsam finde ich die Schilderungen wie sie an den jüdischen Häusern
klingeln, die sie an dem Gebetskästchen an der Tür erkennen. Und sehr
anrührend die Hilfe, die ihnen entgegen gebracht wird von den mitunter
fast genau so armen Menschen.
Dann der Abschnitt aus der
Nachkriegszeit bis ins Heute: ... wirklich eindrucksvoll mit wieviel
Freude und Lebensmut Eva und auch ihre Mutter sowie der Vater von Anne
Frank und auch die anderen Überlebenden ihr Leben weiter gelebt haben.
Schön
zu lesen von dem Zusammenhalt auch nach der Rückkehr nach Holland ...
aber auch von den deutlichen Unterschieden in Frankreich und Holland was
die Versorgung betrifft.
Der Schreib/Erzählstil ist sehr
beeindruckend! Ich konnte die verängstigten Augen der Häftlinge ebenso
vor mir sehen wie ich die Kälte der Kapos spürte und wie ich im letzten
Teil nach der Befreiung die Freude in den Augen erkannte ...
Besonders anrührend und auch wichtig fand ich die 2 Passagen in denen Evas Mutter mit ihren eigenen Erinnerungen zu Wort kommt.
Nach dem Lesen war ich ganz tief in mir drinnen sehr still und musste lange über die Rezension dazu nachdenken!